Auch die Halbfinalspiele der WM haben wieder einiges geboten. Durchgesetzt haben sich Kanada und Deutschland, die USA und Lettland bestreiten am Sonntag das kleine Finale.
Letztes Drittel entscheidet spannendes Halbfinale
Auch wenn die Kanadier das Gruppenspiel sicher mit 6:0 gewonnen haben, sollten sie vorsichtig sein. Die WM lief für die Letten sehr gut und so gingen sie sicherlich mit viel Selbstbewusstsein in dieses Spiel. Die Kanadier traten wieder mit 18 Feldspielen an, Lettland konnte wieder komplette vier Blöcke aufbieten. Samuel Montembeault würde vermutlich im Tor weniger zu tun haben als sein Gegenüber Artus Silvos, dennoch musste er aufpassen. Denn Kontern können die Letten und sie würden sicherlich auch versuchen, möglichst viele zu fahren.
Es gelang den Letten auch die Anfangsphase ausgeglichen zu gestalten. Beide Teams hatten erste Torschüsse und nach neun Minuten fiel der erste Treffer. Lettland setzte sich im Drittel des Gegners fest und ein erster Schuss wurde vom Torhüter abgewehrt. Doch Dans Locmelis stand goldrichtig und staubte zum 0:1 ab und der Außenseiter führte. Kanada antwortete mit viel Duck, aber die Letten verteidigten gewohnt gut. Und die Konter der Letten hatten es in sich… Kanada hatte bis zur Pause leichte Vorteile, die besseren Chancen aber hatte die Letten und so führten sie nach 20 Minuten verdient mit 0:1.
Kanada kassierte zu Beginn des 2. Drittels zwei Strafen und so kam Lettland zu einem doppelten Powerplay über 58 Sekunden. Doch es gab keine Torschlüsse und so überstanden die Kanadier die Unterzahlsituation. Doch auch die Kanadier kamen bei ihrem ersten Powerplay nicht zu Torchancen. Ein zweites Powerplay brachte nach 32 Minuten einen Pfostenschuss und eine Strafe, die das Powerplay beendete. Das Spiel wurde intensiver, was sich auch bei den Strafen zeigte. Vier Minuten vor der Pause und bei ausnahmsweise zehn Feldspielern auf dem Eis, hatte Samuel Blais erstaunlich viel Platz und er nutzte diesem, um mit einem Schuss hoch ins lange Eck das 1:1 zu erzielen. Doch 66 Sekunden später führten die Letten wieder. Rudolfs Balcers schnappte sich an der Mittellinie den Puck, ließ sich nicht stoppen und sein Schuss landete im Tor der Kanadier. Lettland geriet zwar bis zur Pause unter Druck, sie hielten aber das 1:2.
Das letzte Drittel begann für die Kanadier mit dem schnellen Ausgleich. Aus spitzem Winkel konnte Jack Quinn nach 45 Sekunden das 2:2 erzielen und das Spiel war wieder offen. Der Favorit drückte nun und Lettland kam zu weniger Angriffen. Folgerichtig konnte Kanada nach 49 Minuten in Führung gehen. Adam Fantilli konnte nach einer schönen Einzelleistung die erste kanadische Führung in diesem Spiel erzielen. Zwar versuchten die Letten zum Ausgleich zu kommen und sie nahmen auch 54 Sekunden vor dem Ende den Torhüter vom Eis, doch ein Puckgewinn brachte Scott Laughton an den Puck und er schoss den Puck 43 Sekunden vor der Sirene ins verlassene Gehäuse.
Die Letten haben alles gegeben und den Kanadiern auch alles abgefordert. Am ende waren es wie so oft Kleinigkeiten, die dieses spannende Halbfinale entschieden.
Kanada – Lettland 4:2 (0:1/1:1/3:0)
Schiedsrichter: M. Kaukokari (FIN), S. MacFarlane (USA) – N. Briganti (USA), D. Jake (USA)
Zuschauer: 8.669
Strafen: CAN 12 (0/12/0), LAT 12 (0/10/2)
Tore:
0:1 (08:18) D. Locmelis (R. Bukarts, K. Zile);
1:1 (35:32) S. Blais (P. Krebs, J. Middleton); 1:2 (36:38) R. Balcers;
2:2 (40:45) J. Quinn (L. Crouse, S. Laughton); 3:2 (48:56) A. Fantilli (M. Lucic, J. Barron); 4:2 (59:17) S. Laughton ENG;
Beste Spieler: Jack Quinn (CAN), Uvis Balinskis (LAT)
Deutschland kämpft sich ins Finale
Im Gruppenspiel hat das DEB-Team den USA alles abverlangt und unterlag nur knapp mit 2:3, warum also sollte diesmal nicht mehr drin sein? Favorit waren die USA, Deutschland konnte ohne Druck aufspielen.
Beide Teams konnten vier komplette Reihen aufbieten, beim DEB-Team gab es keine Änderungen. Beide boten auch die gewohnten Torhüter auf, Casey DeSmith duellierte sich mit Mathias Niederberger.
Deutschland hatte zwar den ersten guten Angriff, nach 71 Sekunden folgte aber der Rückschlag. Alex Tuch stand am langen Pfosten frei und er hatte keine Mühe einen Querpass zu verwerten. Zwar kam Deutschland im Anschluss zu guten Angriffen, ein Wechselfehler nach vier Minuten brachte den USA das 2:0. Rocco Grimaldi kam an den Puck und er hämmerte den Puck unter die Latte. Deutschlands Angriffe wurden nun früh gestoppt und so gab es kaum Torchancen. Sie selbst kamen weite immer wieder gefährlich vor der deutsche Gehäuse. Die erste Strafe des Spiels brachte Deutschland den Anschlusstreffer. Ein gutes Powerplay wurde mit einem Treffer von Frederik Tiffels abgeschlossen, der einen harten Schuss abfälschte und so stand es nach 13 Minuten 2:1. Drei Minuten später kam Maksymilian Szuber zu seinem ersten WM-Treffer. Maksymilian Szuber konnte eine schöne Vorarbeit von Nico Sturm nutzen und es stand 2:2. Eine erste Strafe gegen Deutschland endete mit einer Strafe gegen die USA und wenig später hatte Deutschland ein Powerplay, denn die USA kassierten zwei Strafen. Bis zur Pause blieb es aber beim 2:2 und diesen Spielstand hatte sich das DEB-Team verdient.
Deutschland ging mit einem Restpowerplay in den Mittelabschnitt und es gab auch erste gute Möglichkeiten. Deutschland konnte weiter Druck ausüben, nun hatten die USA Mühe ins Spiel zu kommen. Und doch jubelten die USA – also zunächst. Denn der Puck lag zwar nach 25 Minuten auf der Torlinie, aber nicht dahinter und so blieb es beim 2:2. Es blieb ein offenes Spiel, in dem Deutschland weiter gut mithielt. Doch nach 29 Minuten gingen die USA doch wieder in Führung. Michael Eyssimont konnte die Scheibe über die Linie stochern und es stand 3:2. Beide schenkten sich nichts und sie ließen bis zur Pause auch nicht mehr sehr viele Torchancen zu. So blieb es beim 3:2 uns das Spiel blieb offen.
Wie erwartet hart umkämpft ging es im letzten Drittel weiter, wobei die USA die besseren Chancen hatten. Im Laufe des Drittels kamen aber auch die DEB-Jungs immer wieder gefährlich ins Drittel der USA. Fünf Minuten vor dem Ende verhinderte auch noch die Latte einen Treffer für Deutschland, der Schuss kam von Jonas Müller. Deutschland drückte weiter, von den USA kamen aber einige gefährliche Konter. 89 Sekunden vor dem Ende ging Mathias Niederberger vom Eis und er war sechs Sekunden auf der Bank, da stand es 3:3. Marcel Noebels konnte einen Nachschuss verwerten und es roch nach einer Verlängerung. Und diese gab es auch, denn es blieb beim 3:3.
Auf zehn Minuten war die Verlängerung angesetzt und das mit jeweils drei Feldspielern. Auch hier gab es Chancen auf beiden Seiten, mit Vorteilen zunächst für die USA. In der zweiten Hälfte der Verlängerung kam das DEB-Team besser auf und nach 68 Minuten schoss Frederik Tiffels Deutschland ins Finale dieser WM.
Wieder hat Deutschland Moral bewiesen und hat das bis dahin beste Team der WM geschlagen. Es war ein grandioses Spiel von beiden Teams und sicherlich hätten beide den Sieg verdient. Nun hat Deutschland die erste Medaille nach 70 Jahren sicher und es muss nur geklärt werden, welche Farbe diese haben wird.
Stimmen zum Spiel (Quelle DEB)
Bundestrainer Harold Kreis: „Das Endspiel war irgendwie in greifbarer Nähe, das war uns bewusst. Aber jetzt sind wir wirklich im Finale und das ist unglaublich. Ich zwicke mich immer wieder, aber es ist wirklich wahr. Ich habe gerade in der Kabine die Spieler umarmt und die Freude ist einfach riesengroß. Das ist eine unglaubliche Geschichte, die noch nicht zu Ende ist. Auch morgen werden wir wieder spielen um zu gewinnen.“
Stürmer Marcel Noebels: „Ich weiß noch nicht genau, ob ich das alles verstanden habe oder noch nicht. Diese Truppe hat es sowas von verdient, endlich mal etwas in den Händen zu halten. Ich bin unheimlich stolz ein Teil dieser Mannschaft zu sein. Dieses Team glaubt einfach immer an sich, egal wie es steht und hat die körperliche und mentale Stärke sich immer wieder zurück zu kämpfen. Diese Medaille ist historisch für das deutsche Eishockey.“
Stürmer Parker Tuomie: „Ich bin einfach sprachlos. Ich kann gar nicht sagen, wie stolz ich auf die Boys bin. Hierbei teilhaben zu dürfen, ist einer der unglaublichsten Erlebnisse meines Lebens. Unsere Führungsspieler Mo und Matthias haben uns immer wieder Stärke gegeben und wir haben einfach die ganze Zeit fest daran geglaubt, gewinnen zu können. Ich bin einfach so stolz darauf, was wir hier erreicht haben und morgen gehen wir dann den letzten Schritt.“
USA – Deutschland 3:4 (2:2/1:0/0:1) n.V.
Schiedsrichter: T. Bjork (SWE), J. Hribik (CZE) – O. Hautamäki (FIN), J. Ondracek (CZE)
Zuschauer: 8.011
Strafen: USA 6 (6/0/0/0), GER 4 (2/2/0/0)
Tore:
1:0 (01:11) A. Tuch (D. O`Connor, R. Grimaldi); 2:0 (03:56) R. Grimaldi (A. Tuch); 2:1 (12:22) F. Tiffels (D. Fischbuch, D. Kahun) PP1; 2:2 (6:03) M. Szuber (N Sturm, JJ Peterka);
3:2 (28:47) M. Eyssimont (D. O`Connor, C. Garland);
3:3 (58:37) M. Noebels (D. Kahun, L. Gawanke) EA;
3:4 (67:32) F. Tiffels (D. Kahun, M. Müller);
Beste Spieler: Drew O`Connor (USA), Mathias Niederberger (GER)
Zu den besten drei Spieler des Team Deutschland der WM wurden Moritz Seider, Marco Sturm und Kai Wissmann ernannt.
Die Finalspiele lauten demnach:
Platz 3: USA - Lettland
Finale: Kanada - Deutschland
Ausführliche Statistiken gibt es unter https://www.iihf.com/en/events/2023/wm/news
erschienen bei Icehockeypage