Weiter geht es mit den nächsten Jahren in Berliner Fraueneishockey. Diesmal gibt es Zuwachs, den ersten Spielbetrieb und direkt auch eine Meisterschaft zu feiern.
Zur Saison 1983/84 wechselten einige Spielerinnen der Eishasen zum damaligen Berliner Schlittschuh-Club und so gab es nun in Berlin zwei Frauenteams. Um Titel wurde jedoch erst eine Saison später gespielt. Ab dieser Saison wurde auch eine Deutsche Meisterschaft ausgespielt, ein Berliner Team war aber noch nicht beim Endturnier vertreten. Interessant ist allerdings, dass mit dem EC Bergkamen ein Verein teilnahm, der bis zur Saison 2024/25 Bundesligist war und sich dann leider vom Spielbetrieb zurückziehen musste. Erster deutscher Meister wurde die IGESReutlingen/Esslingen, die sich gegen den EC Bergkamen mit 3:2 durchsetzte.
Ab der Spielzeit 1984/85 wurde die erste Berliner Meisterschaft ausgespielt und die ging an den BSchC. Gespielt wurde dabei eine Serie über fünf Spiele. Der Berliner Schlittschuh-Club nahm als Berliner Meister dann auch an dem zum zweiten Mal ausgespielten Endturnier um die Deutsche Meisterschaft teil und belegte in Rödermark den 6. Platz. Es gab ab dieser Spielzeit bei den Eishasen übrigens auch ein Männerteam, das von 1984 an in 15 Spielzeiten am Spielbetrieb der Landesliga Berlin teilnahm. Dies allerdings weniger erfolgreich. Und wenig überraschend mischte auch Mike Eigen ein wenig in dieser Mannschaft mit. Er absolvierte höchstselbst einige Spiele in diesem Team.
1985/86 revanchierten sich die Eishasen und holten gegen den Berliner Schlittschuh-Club den Berliner Meistertitel. Hiervon liegen sogar Ergebnisse vor. Der Club gewann das 1. Spiel mit 2:1. Dann gewannen die Eishasen mit 2:1 nach Verlängerung und 3:2. Zur Vorbereitung auf das Meisterschaftsqualifikationsturnier in Frankfurt nahmen die Eishasen an einem Turnier in Holland teil. Dort unterlagen sie Turniersieger EC Bergkamen mit 1:4, dem Zweitplatzierten Valkenburg mit 0:2, ehe es gegen Grefrath (3:1), Groningen (13:0) und die Smoke Eathers (18:0) Siege und am Ende den 3. Platz zu feiern gab. (Quelle: Programmheft BSC Preussen Berlin 1986). Zum Abschluss der Saison nahmen die Eishasen am Endturnier um die Deutsche Meisterschaft teil und belegten den 5. Platz. Hier wurden die Gruppenspiele gegen den späteren Meister Düsseldorf (3:12) und den EC Bergkamen (0:3) verloren. Im Spiel um den 5. Platz gewannen die Eishasen nach Toren von Petra Heidler (2) und Carola Schulz gegen Gastgeber Kaufbeuren mit 3:2. (Quelle: Programmheft BSC Preussen Berlin)
Mit diesem Team wurden die Eishasen Berliner Meister: Elke Wandke, Sabine Purrmann, Petra Heidler, Petra Kliem, Daniela Kogler, Angelika Linster, Marina Prechle, Carola Schulz, Christina Subke, Astrid Thomalla, Heide Weise, Kirsten Zawadzki, Kerstin Arend, Heike Kausch und Alexandra Numrich.
Die Eishasen bestritten in dieser Saison zwei Freundschaftsspiele gegen ein Prominententeam des BSC Preussen, an dem auch der damalige Präsident der Preussen Hermann Windler teilnahm. Im 1. Spiel feierten die Eishasen einen 10:7-Erfolg, Spiel 2 ging mit 9:10 an die Promis. (Quelle: Programmheft BSC Preussen Berlin)
Meldungen aus Programmheften des BSC Preussen Berlin
1986/87 begann der überregionale Spielbetrieb, die Nordliga wurde nun Heimat der beiden Vereine aus dem damaligen Westteil Berlins. Die Premierensaison endete für den Schlittschuh-Club mit einem 2. Platz, die Qualifikation zum Endturnier um die deutsche Meisterschaft wurde aber verpasst. Die Eishasen landeten auf einem ebenfalls guten 3. Platz und sie gewannen erneut die Berliner Meisterschaft. Wieder gab es auch eine Reise ins Ausland. Im April 1987 wurde ein Turnier in Finnland bestritten. Zwei Spiele wurden dort gewonnen, beide gingen aber an die Gegnerinnen.
Die Saison 1987/88 brachte beiden Berliner Teams mit der NRW-Liga eine neue sportliche Heimat. Die Eishasen beendeten die Saison auf dem letzten Platz, sicherten sich aber mit sechs Siegen aus den Relegationsspielen den Klassenerhalt. Der Club belegte den 3. Platz und scheiterte knapp an der Qualifikation zum Endturnier um die deutsche Meisterschaft. Die Berliner Meisterschaft ging jedenfalls wieder an den Club. Es war allerdings sowas wie das absolute Finale: Für den Berliner Schlittschuh-Club war es die letzte Saison mit einem Frauenteam.
Die Saison 1988/89 war ein Jahr des Wechsels und es konnte gefeiert werden. Die Spielerinnen des Berliner Schlittschuh-Clubs fanden ihre neue Heimat beim OSC Berlin. Ab dieser Spielzeit wurden auch Länderspiele ausgetragen. Die erste Spielerin eines Berliner Vereins, die in Nationalteam-Statistiken zu finden ist, war Petra Heidler von den Eishasen. Im April 1989 fand die erste Europameisterschaft der Frauen statt. Gespielt wurde in Düsseldorf und Ratingen. Acht Teams ermittelten den Europameister und die besten fünf Teams der EM qualifizierten sich für die erste Weltmeisterschaft, die ein Jahr später stattfand. Deutschland belegte damals hinter Finnland und Schweden den 3. Platz. Bei Finnland spielte eine gewisse Johanna Ikonen mit und sie wird in dieser kleinen Geschichte noch eine andere Rolle einnehmen.
Das OSC-Team der Saison 1988/89 (Foto: Privat)
Zur Saison 1989/90 wurde die Frauenbundesliga eingeführt, ein Meilenstein! Zunächst wurde in zwei Gruppen (Nord, Süd) gespielt. Die Teams auf den ersten drei Plätzen spielten dann in einem Finalturnier den Meister aus. In zwei Gruppen mit jeweils drei Teams wurden die Halbfinalteilnehmerinnen ermittelt. Die Teams auf dem 3. Platz spielten den 5. Rang aus. Die Eishasen beendeten die Saison der Gruppe Nord auf dem 4. Platz, der OSC belegte Rang Nummer 5.
Die Eishasen waren nun 10 Jahre ein eingetragener Verein und das wurde im September 1989 im Eisstadion Wedding, heute Erika-Heß-Eisstadion, mit einem internationalen Turnier gefeiert. Teilnehmerende waren die Teams Poldi Kladno/CSSR, Imatra/Finnland, Falcon Girls/Niederlande und der SC Lyss/Schweiz. Die Eishasen belegten dabei den 4. Platz. Imatra, mit fünf Europameisterinnen angetreten, gewann das Turnier mit 8:0 Punkten und 36:9 Toren, gefolgt von den Falcon Girls (6:2 Punkte, 16:12 Tore), dem SC Lyss (4:4 Punkte, 19:15 Tore), den Eishasen (2:6 Punkte, 14:16 Tore) und Kladno mit 0:8 Punkten und 4:37 Toren.
Die bereits angesprochene erste Weltmeisterschaft wurde 1990 ausgetragen. Im kanadischen Ottawa holte sich Kanada durch einen 5:2-Erfolg (2:2/1:0/2:0) gegen die USA den ersten Titel der Geschichte. Deutschland besiegte im Spiel um den 7. Platz Japan mit 9:2 (2:1/1:1/6:0). Acht Teams nahmen an dieser ersten WM teil. Nach den gefundenen Unterlagen war mit Cornelia Paul (geb. Ostrowski) eine Spielerin des OSC Berlin bei dieser Premiere dabei. Mit Beate Baert (Mannheimer ERC Wild Cats) und Sandra Kinza (EHC Eisbären Düsseldorf) wechselten zwei Spielerinnen aus diesem Kader im Sommer 1990 zum OSC Berlin. Und auch hier gehörte Johanna Ikonen zum Kader von Finnland.
Meldungen aus Programmheften des BSC Preussen Berlin
1990/91 konnte Berlin den ersten großen Titel im Fraueneishockey feiern. Der OSC Berlin wurde Deutscher Meister! Mit im Kader standen damals Michaela Hildebrandt und Sandra Kinza, von denen später erneut die Rede sein wird. Nach der Vorrunde lag der OSC noch auf dem 3. Platz der Nordgruppe. Aus dem Norden qualifizierten sich für das in Weißwasser ausgetragene Finalturnier vier Teams, aus dem Süden zwei. Die Teams wurden in zwei Gruppe mit jeweils drei Teams aufgeteilt. Hier gewann der OSC die Gruppenspiele gegen den Mannheimer ERC und die TuS Geretsried und setzte sich im Finale gegen die EHC Eisbären Düsseldorf, zu diesem Zeitpunkt mit vier Titeln eines der Spitzenteams und im Vorjahr Vizemeister, mit 3:2 nach Penaltyschießen durch. Nach 3x15 Minuten stand es 2:2 und 68 Sekunden vor Ende der Verlängerung erzielte Beate Baert mit einem verwandelten Penalty den Siegtreffer. Zuvor hatte sie das 2:2 erzielt; den 3. Treffer des OSC erzielte Sandra Kinza. Beate Baert war mit zehn Scorerpunkten (jeweils fünf Tore und fünf Vorlagen) auch beste Scorerin des Finalturniers. Beste Torschützin war Maren Valenti (Mannheimer ERC) mit sechs Toren. Von ihr gibt es später noch mehr zu lesen.
Das Meisterteam 1990/91 (Foto: Privat)
Der Meisterkader:
Birgit Bandelow, Katja Bandlofsky, Beate Baert, Andrea Bouillon, Martina Buckley, Bianca Göpner, Chany Gummert, Michaela Hildebrandt, Sandra Kinza, Charlotte Kopitz, Gabriela Küsgen, Sylvia Mann, Melanie Mann, Carola Märker, Melanie Merges, Karin Ohainski, Cornelia Paul (geb. Ostrowski), Bianca Schmidt, Silke Vogl, Tanja Wohlgemuth
Trainer: Franco Paul
Meldungen aus Programmheften des BSC Preussen BerlinDen Titel konnte der OSC Berlin in der Saison 1991/92 nicht verteidigen. Zwar wurde das Finalturnier erreicht, hier aber war Endstation. Der OSC landete insgesamt auf dem 5. Platz. Die Eishasen mussten in die Relegation und belegten hier bei vier Mannschaften den 4. Platz. Damit mussten sie den Gang in die 2. Liga Nord antreten.
In der 2. Liga Nord wurden die Eishasen 1992/93 Vizemeister. Einen Pokalwettbewerb gab es schon zu dieser Zeit und hier waren sie erfolgreich. In der Pokalrunde Nord-Ost wurden sie Erste und konnten das Finale gewinnen. Der OSC Berlin beendete die Saison auf dem 5. Platz der Bundesliga, Gruppe Nord. So war dies eins von wenigen Jahren, in denen das Endturnier um die Meisterschaft verpasst wurde.
1993/94 folgte über die Verbandsliga Nord-Ost für die Eishasen der erneute Aufstieg in die Bundesliga, wo aber nach einem Jahr wieder Schluss war. Nun ging es nur für den OSC in der Bundesliga weiter, für die Eishasen in der 1. Damen-Liga-Nord. Nach sechs Jahren in dieser Spielklasse folgten noch fünf Jahre in der 2. Liga Nord, dann mussten sich die Eishasen aus dem Spielbetrieb zurückziehen.
Der OSC hingegen spielte regelmäßig um die Deutsche Meisterschaft mit und erreichte einige Podiumsplätze. Bis zur nächsten Meisterschaft musste der Verein allerdings einige Zeit warten. Die Pokalrunde 1996/97 ging wieder an die Eishasen, in der Liga wurde der 4. Platz belegt. Der OSC erreichte wieder das Finalturnier, scheiterte allerdings im Viertelfinale an der TuS Geretsried.
Einen Titel gab es für die Eishasen in der Saison 1997/98, der Niedersachsenpokal wurde gewonnen.
Eine Besonderheit gibt es aus der Saison 1998/99 zu berichten, Maren Valenti gehörte zum Kader der Eisbären Berlin und sie bestritt auch ein DEL-Testspiel. In den Spielzeiten 2003/04 und 04/05 absolvierte sie auch 19 Spiele für den OSC Berlin.
Der OSC erreichte 1998/99 das Halbfinale, scheiterte aber wieder an der TuS Geretsried und unterlag dem ESC Planegg-Würmtal im kleinen Finale. 1998 wurde erstmals bei den olympischen Spielen ein Eishockeyturnier ausgetragen Deutschland war nicht dabei, aber Johanna Ikonen gewann mit Finnland die Bronzemedaille. Und wer immer noch nicht weiß, wer das ist, wird später aufgeklärt.
Zwei Besonderheiten
Es war Ende in den 1980ern nicht nur in Deutschland schwer als Mädchen Eishockey zu spielen. In Kanada klagte ein 12-jähriges Mädchen in ein Jungenteam aufgenommen zu werden. In einer 24 Seiten starken Urteilsbegründung wurde dem als großes Talent geltenden Mädchen erklärt, warum die Klage abgewiesen wurde. (Quelle: Programmheft BSC Preussen Berlin vom 06.10.1985). Nach mehreren Berufungen bekam sie doch noch recht, spielte aber auch zuvor schon für einige Teams der Jugendliga MTHL. Weitere Informationen zu diesem Fall gibt es hier https://en.wikipedia.org/wiki/Justine_Blainey-Broker
Meldungen aus Programmheften des BSC Preussen BerlinAuch das Eisstadion Wedding feiert ein Jubiläum. Nachdem das Stadion ursprünglich nur mit einem Dach gebaut wurde, schloss man es nun ganz und der es konnte als Mehrzweckhalle für u.a. Fußball-, Tischtennis- und Kampfsport-Turniere genutzt werden. Eröffnet wurde die richtige Halle am 16. Februar 1985.
Für den OSC ging es nun erst richtig los, aber das gibt es erst im nächsten Teil. Dieser erscheint innerhalb unserer Serie „50 Jahre Fraueneishockey in Berlin“ am kommenden Montag. Solltet Ihr sachdienliche Hinweise zum Thema haben, meldet Euch gerne bei mir:
Hier sind die Links zu allen Folgen der Serie:
Teil 1: Der Start
erschienen bei Icehockeypage